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Evangelische Kirchengemeinde
Oberkassel-Königswinter

JA | 57-1

| Pfarrer S. Mispagel

Liebe Gemeinde,

Weihnachten steht vor der Tür: Jesus, Gottessohn, wird in einem Stall in Bethlehem geboren. Weihnachten ist nicht nur bloße Erinnerung an dieses Geschehen, das die Bibel überliefert. Viel wichtiger ist die zentrale Botschaft, die mit diesem Fest verbunden ist und die mit jedem Weihnachtsfest neu bestätigt wird: Gott wird Mensch. Gott kommt dem Menschen nah.

Mich selbst erinnert Weihnachten an das JA Gottes zu mir ganz persönlich. Das ist eine Zusage, die wir mit der Taufe erhalten haben und die uns immer wieder zugesagt wird. Bei mir selbst und auch bei anderen erlebe ich allerdings, dass dieses unbedingte JA Gottes zu mir gar nicht
so leicht zu glauben ist.

In der Klinikseelsorge begegne ich Menschen, die während ihres Krankenhausaufenthaltes viel Zeit haben nachzudenken. Der Körper muss im Bett liegen, die Gedanken aber gehen auf Wanderschaft. Oft ist da die Frage des Warum. Warum hat es mich getroffen?

Wer sich beim Skifahren das Knie verdreht, kennt das Warum des Klinikaufenthaltes. Auch für manch andere Krankheit gibt es recht klare Ursachen, die in der Lebensführung und Konsumgewohnheit liegen.

Bei vielen Krankheiten aber ist die Ursache unklar. Da kann in mir das Warum laut werden. Mancher fragt, was habe ich falsch gemacht? Ich habe doch immer gesund gelebt! Und wenn ich keine Antwort darauf finde, dann ist es nur noch ein kleiner Gedankenschritt hin zu der Frage: Was will Gott mir damit sagen? Will Gott mich strafen? Aber wenn ja, für was? Wenn ich nur wüsste, an welcher Stelle in meinem Leben ich falsch abgebogen bin…

Ich habe einem Patienten gesagt, dass ich persönlich nicht an einen strafenden Gott glauben kann. Ich glaube auch nicht an einen Gott, der sich in seiner Weisheit den einen guten Weg für mein Leben ausgedacht hat, den ich nun entdecken muss. Ein Weg, auf dem ich auch falsch abbiegen kann.

Mir ist dieses Gottesbild fremd. Ich kann es nicht in Vereinbarung mit dem großen Fest bringen, auf das wir zugehen: Weihnachten. Gott wird Mensch. Gott spricht unaufhörlich sein JA zu mir, egal, wo ich bin und für welche Wege ich mich in meinem Leben entscheide.

Ich glaube, dass ich Gottes Liebe zu mir nicht verspielen kann. Ich bin frei, mich von Gott abzuwenden. Aber ich glaube, dass Gott mich selbst dann nicht aufgeben oder bestrafen würde.

Wenn ich Gottes JA zu mir bedenke, dann beginnt ein inneres Staunen und es macht sich eine ganz tiefe Freude breit. Ich bin Gottes Kind, nicht weil ich es mir verdienen könnte, nicht weil ich den richtigen Weg ge funden habe, sondern schlicht, weil Gott es will.

Das ist ein Glaubensgeheimnis, das so groß ist, dass ich immer wieder Zeit brauche, mich davon berühren und wirklich durchdringen zu lassen. Ich persönlich brauche für meinen Glauben immer wieder Advent. Zeit des Wartens, Zeit des Keimens, Wachsens und Werdens, wie Bonhoeffer schreibt. Eine Zeit, die mir hilft, das JA Gottes zu mir, an mich heranzulassen. Es tatsächlich zu glauben! Advent lädt mich ein, mich selbst mit den Augen Gottes anzuschauen. Mit den Augen eines Gottes, der mir sagt: Du bist geliebt von mir und aus dieser Liebe kannst Du nicht herausfallen.

Das erklärt mir keinen Schicksalsschlag, das verleiht meiner Krankheit keinen Sinn. Gottes JA zu mir beant-
wortet mir nicht all meine Warum-Fragen. Aber diese Zusage, die wir Weihnachten neu erhalten, kann mir helfen, mich in Gott geborgen zu wissen. Und in mir eine Zuversicht wachsen zu lassen, die mich auch das aushalten lässt, was ich nicht verstehe.

Vor allem aber ruft das JA Gottes zu mir mich selbst zu einer Antwort heraus: Das, was mir von Gott her zugesagt wird, weiterzusagen und weiterzutragen.

Ihnen und Ihren Familien und allen, die mit Ihnen verbunden sind, wünsche ich eine gesegnete Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und Gottes Segen für das neue Jahr.

Ihr Stefan Mispagel, Pfarrer

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Zur Vereinfachung und zur besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen nicht ausnahmslos eine allumfassende Schreibweise verwendet. Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich - soweit nicht anders kenntlich gemacht - gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen.