
Eine Hoffnung haben | 56-3
Die Feier der Osternacht beginnt auf dem Friedhof. Dort brennt das Osterfeuer, an dem die Osterkerze angezündet wird. Die Botschaft lautet: Das Dunkel ist durchbrochen vom Licht. Nicht einmal der Tod hat das letzte Wort. Was im Gottesdienst in Worten und Liedern gesungen und gebetet wird, wird verstärkt durch das Äußere: Den Übergang von der Nacht in den Tag. Wir beginnen mit der Osternacht im Dunkel der Nacht und feiern in das Licht des Morgens hinein. Vielleicht an keinem Ort als dem Friedhof hat die Osterbotschaft eine noch existenziellere Bedeutung.
Ich denke zurück an eine Trauerfeier, die ich als Gast besucht habe. Der Verstorbene war konfessionslos. Die Trauerfeier wurde von einem professionellen Trauerredner gehalten. Natürlich habe ich sehr genau zugehört und kritisch. Wie die „Konkurrenz“ wohl eine Trauerfeier gestalten würde? Richtig gut! Zugewandt, persönlich. Viele Erinnerungen aus dem Leben des Verstorbenen wurden wachgerufen. Und doch war es die traurigste Beerdigung, die ich je erlebt habe. Denn eines fehlte bei aller schönen Erinnerung so sehr: Die Hoffnung!
Es sind meine Eltern, die mir diese Hoffnung mitgegeben haben. Sie haben mich als Baby getauft und sonntags ging es mit der ganzen Familie in die Kirche. Ich konnte mir nicht aussuchen, ob ich mitgehen würde oder nicht. Es gehörte einfach zum Sonntag dazu. Als junger Erwachsener habe ich mich dann bewusst entschieden, diese Tradition für mich selbst fortzusetzen, meinen Kinderglauben zu hinterfragen und selbst eine Entscheidung für meinen Glauben zu treffen. Und ich bin sehr froh, dass meine Familie und mein soziales Umfeld mir ermöglicht haben, mich überhaupt entscheiden zu können für oder gegen ein Weitergehen im Glauben. Ich bin dankbar, dass meine Eltern mir Glauben ein ganzes Stück weit „beigebracht“ haben, genauso wie das Zähneputzen, das ich als Kind oft umgehen wollte. Zähneputzen und mit dem christlichen Glauben eine Hoffnung haben – beides ist für mein Leben sehr wichtig – jeden Tag. Beides wurde mir vorgelebt.
Im Gottesdienst am Ostermontag haben fünf Menschen erzählt, warum ihnen Glaube und Kirche für ihren Alltag wichtig sind. Zu hören, welche Bedeutung der Glaube für andere Menschen hat, tut mir selbst so gut. Es hat mich tief beeindruckt und es war ein tolles Gefühl zu spüren, in Gemeinschaft mit anderen Gott zu suchen und auch zu finden – auch wenn das individuell sehr unterschiedlich aussieht.
Möge der Geist von Pfingsten Kirche – auch wenn wir zahlenmäßig kleiner werden – ermutigen, mit anderen darüber zu sprechen, welche Hoffnung uns trägt und was der Grund ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich immer wieder von Gottes Wort berühren lässt.
PfarrerStefan Mispagel