Gemeindezentrum Dollendorf | Kurzbeschreibung
Das Evangelische Gemeindezentrum Dollendorf wurde am 23. September 1973 - also vor gut 50 Jahren - in den Dienst der Gemeinde, in den Dienst des Evangeliums gestellt.
Die Vorgeschichte: Die Kirchengemeinde Oberkassel zählte 1968 rund 4.200 Gemeindeglieder, davon etwa 2.200 in Dollendorf. Diesen evangelischen Christen standen in 14-tägigem Wechsel zwei Predigtstätten zur Verfügung: Ein Schulraum in der alten Schule am Rennenberg in Oberdollendorf und die Kapelle im Probsthof in Niederdollendorf. Die Schule wurde geschlossen; die Kapelle („Nissi“) 1968 beim Neubau des Kinderheims Probsthof abgerissen. Also musste eine neue Gottesdienststätte geschaffen werden.
Für den Neubau sprach weiterhin: Die Kirchengemeinde Oberkassel erstreckt sich von Ramersdorf bis Königswinter. Die Aufteilung der Gemeinde konnte 1971 nach Errichtung einer 2. Pfarrstelle durchgeführt werden.
Vorstellungen und Umplanungen
Schon ab 1968 hat das Presbyterium andere Kirchen und Gemeindezentren besichtigt, um Anregungen und Vorstellungen entwickeln zu können, das auf dem gut 2.000 qm großen Grundstücke – gelegen zwischen Friedenstraße und Petersbergstraße – errichtet werden könnte. Als Raumprogramm war vorgesehen:
- Kirche mit Sakristei und Turm
- Gemeinde und Jugendheim mit Vorraum, 2 Gruppenräumen, Tischtennisraum, Bücherei und Büro, Werkraum, Küche, Abstellräume, Toiletten und Waschräume, Heizungskeller und Öltankraum
- Pfarrhaus nach den Richtlinien des Landeskirchenamtes
- Küsterwohnung mit 5 Zimmern, Küche, Bad.
Die Kosten der ersten beiden Punkte sollten ca. 800.000 DM nicht übersteigen.
Drei Architekten reichten ihre Entwürfe ein; man entschied sich für den Architekten W. Haupt, der auch den Neubau des Kinderheims Probsthof sowie des Evangelischen Altenheimes Theresienau vorgenommen hatte. Es kam zu diversen Umplanungen, u.a. um die Kostengrenze einhalten zu können. Auch wurde entschieden, die Räume mit einer Elektroheizung auszustatten, damit im Keller die dann wegfallenden Heizungs- und Öltankräume zu Gunsten von Jugendräumen genutzt werden können. Bei der Innenkonzeption erschien dem Presbyterium der Kirchraum zu sakral, der apsis-artige Altarraum schaffe eine Distanz zur Gemeinde und die angedachte Empore erinnere an eine Zuschauertribüne im Theater. Auch der Babyraum – hinter Glas – wird in Frage gestellt.
Daraus resultieren im Dezember 1969 folgende Änderungswünsche für die Planung:
A. Klare, sechseckige Gestaltung des Innenraums, ohne Empore, dafür mit einem zuschaltbaren „Altenraum“,
B. Anhebung des Altarraums und Chor-Platzes
C. Variable Bestuhlung.
Nach den Ausschreibungen konnte am 9. August 1971 der 1. Spatenstich erfolgen.
Der Bau beginnt:
Am 9. August 1971 erfolgte zum Bau des Gemeindezentrums der 1. Spatenstich. Am 17. Juni 1972 ist das Kellergeschoss fertig. Am 17. Juni 1972 konnte die Grundsteinlegung festlich begangen werden. In der roten Ziegelwand der Eingangshalle wurde die Urkunde eingemauert - von einer künstlerisch gestalteten Bronzeplatte von Ernemann Sander abgedeckt.
In der Urkunde heißt es:
„..Das Presbyterium steht zu diesem Bau trotz der Fragen und Unsicherheiten unserer Zeit im Blick auf die Gestaltung kirchlichen Lebens.
Wir wünschen diesem Hause, daß immer wieder Menschen darin hören und nehmen, womit sie leben und sterben können. Gott segne diesen Bau, damit das Evangelium darin verkündigt und gehört wird, damit die Sakramente darin Gewißheit verleihen und damit Gemeinde darin wachse, Gott zur Ehre, ein Zeugnis und Hilfe und Dienst in der Welt und ein Segen für die Gemeinde selbst. …“
Hintergrundinformationen zum Altarraum
Die Emaille-Bilder sollten die sehr wertigen Holzgegenstände ergänzen um etwas Farbiges, welches zusätzlich auch eine theologische Bedeutung hat.
Altar:
Joh 6,1ff: Die Speisung der 5000
Joh 21: Der Auferstandene offenbart sich am See Tiberias seinen Jüngern, indem er Brot und Fische mit ihnen teilt.
Man sieht Fische, ein Netz und eine Lichterscheinung. Hier spiegelt sich der Abendmahlsgedanke wider.
Kanzel:
Joh 1,14+16: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit. Und von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade.
Lk 5,1ff: Der erneute Fischzug der Jünger auf das Wort Jesu hin - der Netzwurf ganz gegen ihre Fischererfahrung der Vergeblichkeit eines Fischzugs am Tage. Von nun an sollt ihr Menschen fangen. Ichtys - das Zeichen des Fisches beinhaltet das Glaubensbekenntnis der ersten Christen.
Man sieht das A und O. Man erkennt Menschen in einem Netz - Menschenfischer. Der Gedanke der Mission spielt hier eine Rolle. Zudem können die Köpfe auch die Jünger sein, die vom Glauben gefangen/überzeugt werden, nachdem sie entgegen ihrer Fischer-Erfahrung auf Weisung Jesu tagsüber die netze auswerfen - und das mit großem Erfolg.
Taufbecken:
Ex 17,6: Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Felsen am Horeb. Da sollst du an den Felsen schlagen, so wird Wasser herauslaufen, dass das Volk trinke.
Ps 36,10: Denn bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht.
Ps 1,1+2: Wohl dem, der Lust hat an den Weisungen Gottes, der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht.
Man sieht einen angedeuteten Wasserlauf, einen tiefwurzelnden baum mit einer Frucht. Als Pendant dazu findet sich auf dem Deckel des Taufbeckens eine Modellierung eines Baches. Der Kristall wiederholt sich im Kristall am Kreuz.
Kreuz mit Bergkristall:
Der Kristall aus Idar-Oberstein im Mittelpunkt des Kreuzes lässt Licht durchscheinen und bricht Licht - theoretisch in die Farben des Regenbogens. Hintergrund ist, dass das alte Kirchensiegel einen Strahlenkranz hatte. Dieser wurde in der bunten Rundum-Verglasung des Kirchraums aufgenommen und findet sich auch über den Bergkristall im Kreuz wieder. Die Strahlen des Lichtes sollen in die Welt scheinen, klar und hell, manchmal funkelnd. auch die reformierte Theologie spielt hier eine Rolle (Johannes-Theologie), wohingegen die Lutheraner im Kreuz eher das Leiden und die Dornenkrone sehen.
Das Vorgängerkreuz hat übrigens im Gemeindesaal seinen neuen Platz gefunden.
Die Dollendorfer Orgeln
Zunächst war im Kirchraum ein kleines Truhenpositiv der Firma Klais als Interimsinstrument vorhanden, das später in die Alte Kirche nach Oberkassel wanderte und inzwischen verkauft wurde. Es stand in der ursprünglich als „Babyraum“ bezeichneten Stelle links neben dem heutigen Küsterplatz. Die Orgel wurde der Gemeinde für eine monatliche Miete zur Verfügung gestellt und nach dem Neubau zum Kauf angeboten.
Seit 1991 befindet sich in der Kirche in Dollendorf eine Orgel der Firma Klais, Bonn.
Das Instrument hat eine mechanische Traktur mit Wechselschleifen. Das bedeutet, dass alle Register sowohl auf dem ersten als auch auf dem zweiten Manual spielbar sind.
Neben den beiden Manualen verfügt die Orgel über ein Pedal und 13 klingende Register.
Bei der Dimensionierung wurde darauf geachtet, dass der Orgelklang auch bei großen Gottesdiensten bis in die letzte Reihe des dann ja integrierten Gemeindesaals reicht.
Die Orgel wird im Sommer 2023 von der Firma Siegfried Merten, Orgelbau gereinigt.