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Evangelische Kirchengemeinde
Oberkassel-Königswinter

Christuskirche Königswinter | Kurzbeschreibung

  • D. Mechlinski

Die Kirchengebäude unserer Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel-Königswinter lassen sich auf vier engagierte Pfarrer zurückführen: die alte Kirche in Oberkassel (Baubeginn 1683) auf Pfarrer Adam Wurm, die große Kirche (Baubeginn 1907) auf Pfarrer Ludwig Carl Heinrich Fromme und die Kirche in Niederdollendorf (Baubeginn 1971) auf Pfarrer Hans Kroh. Die Chronik dieser drei Kirchen ist mehrfach dokumentiert. Über die Geschichte der Christuskirche in Königswinter (Baubeginn 1863) ist dagegen wenig bekannt; dieser Bericht soll Licht in diese Dunkelheit bringen.

Die Geschichte der Kirche ist untrennbar verbunden mit der Person Emil Saengers aus Posen. Saenger trat seinen Dienst in Königswinter im November 1862 zunächst als Pfarrvikar an, erwarb bereits kurze Zeit später für 1000 Taler einen Kirchbauplatz und begann mit der Sammlung von Geldern für den Kirchbau. Bereits ein halbes Jahr später, am 29. Juli 1863 fand die feierliche Grundsteinlegung der Kirche in Verbindung mit der Ordination des Pfarrvikars Saenger statt.

Den Plan hatte der Baumeister Christian Heyden aus Barmen angefertigt, die Ausführung des Baus lag in den Händen der Bauunternehmer Bauer und Frank aus Barmen. Die Baukosten betrugen 10.090 Taler und wurden größtenteils durch Sammlungen und Spenden aufgebracht. Bis zur feierlichen Einweihung der neugotischen Saalkirche mit vorgesetztem Westturm mit einem Festgottesdienst unter Leitung des Generalsuperintendenten der Rheinprovinz, Heinrich Eberts, am 31. Oktober 1864, dem Reformationstag, vergingen nur fünfzehn Monate. Im Vorraum der Kirche befindet sich über dem Windfang eine farbliche Darstellung des Siegels der Gemeinde, das dem Wappen des Reformators Melanchthon nachgebildet worden ist und die eherne Schlange (4. Mose 21, 4–9) zeigt, die sich um das Kreuz windet.

1871 errichtete der Honnefer Architekt Ottomar Stein die Orgelbühne für die von Adolf Ibach aus Bonn gebaute Orgel. 1890 schenkte Herr Philipp Bartels aus Barmen, der seit 25 Jahren einen Sommersitz in Königswinter hatte, die Turmuhr, ein Werk des Turmuhrenfabrikanten Carl-Wilhelm Heuser in Elberfeld. 1891 schlug ein Blitz in den Kirchturm und beschädigte den Helm und das Innere des Turms erheblich; zum Glück zündete er nicht. Die Kirche hatte von Anfang an zwei kleine Glocken, die von dem Glockengießer Claren in Sieglar gefertigt wurden. 1894 wurden von der Glockengießerei Rincker in Sinn zwei größere Glocken geliefert. Die Glocken kosteten einschließlich eines schmiedeeisernen Glockenstuhls 3.370 Mark, von denen die Witwe Adam Passmann aus Königswinter 2.400 Mark gespendet hatte. Die vorhandene größere Glocke wurde umgegossen und war von da ab die kleinste.

Der Nachfolger Saengers, Pfarrer Ernst Rentrop, von dem wir in der letzten Ausgabe unseres Gemeindebriefes berichteten, ließ die Kirche ab 1900 im Inneren erneuern. Der Chor wurde mit weißen, der Raum davor bis zum Gestühl mit schwarzen und weißen Marmorplatten belegt, die Orgelbühne vergrößert und eine neue Orgel von Eberhard Friedrich Walcker in Ludwigsburg mit Wassermotor beschafft. (Eine 2023 restaurierte Walckerorgel von 1908 steht auch in der Großen Kirche in Oberkassel.)

Ab 1901 wurden sämtliche Fenster durch kunstvolle farbige, von Hans Müller-Hickler, Darmstadt, angefertigte Gläser ersetzt. Die drei Chorfenster schenkte der Steuerrendant Arthur Schroff. Im Kirchenschiff wurden zwei Fenster von Herrn Johann Wilhelm Edelhoff nebst Frau und Kindern, zwei weitere von den Kindern der Schwiegermutter Rentrops, Frau Kommerzienrat Julie Kreutz, und eines von Fräulein Wilhelmine Clarenbach gestiftet. Die drei übrigen bezahlte die Gemeinde.
1903 fertigte der Düsseldorfer Maler Heinrich Johann Sinkel das Altarbild „Christus am Kreuz mit Maria und Johannes“. 1907 wurde der alte aus Tannenholz gefertigte Altar mit Altaraufsatz, in den das Altarbild vorläufig eingefügt worden war, durch einen neuen eichenen ersetzt, eine Presbyterbank und ein Lesepult, alles in Eichenholz, beschafft und der Kirchensockel mit einer eichefurnierten Holzbekleidung versehen. 1907 wurde die Kirche mit Hilfe einer Schenkung der Witwe Mellinghoff neu gestrichen und ausgemalt. „Damit war die Erneuerung des Kircheninneren in der Hauptsache beendet mit dem Erfolge, daß die Kirche nun nicht mit Unrecht ein «Schmuckkästlein» genannt wurde“, schrieb Ernst Rentrop in seinen Erinnerungen.

1920 erhielt die Kirche statt der 1908 installierten Gasbeleuchtung elektrisches Licht. Ebenso wurde ein Luftschleudergebläse mit elektrischem Motor für die Orgel beschafft. Nachdem 1917 zwei Glocken an die Heeresverwaltung abgegeben werden mussten, wurde erst nach Ende des I. Weltkrieges Ersatz beschafft. Am Palmsonntag 1922 wurden zwei neue Glocken der Firma Rincker in Sinn durch Superintendent Rentrop geweiht. Die große Glocke trägt die Inschrift: „Den Menschen ein Wohlgefallen. Zwölf sanken ins Heldengrab, todeswund. Ihr Andenken künde der ehern Mund“. Darunter sind die Namen der im Weltkriege gefallenen Mitglieder der Gemeinde verzeichnet. Die mittlere Glocke trägt die Inschrift „Friede auf Erden. Ein neuer Guß, eine neue Zeit. Gott geb uns Frieden nach Streit und Leid“. Darunter stehen die Namen der Mitglieder des Presbyteriums.

Die sehr schadhafte Schieferbekleidung des Kirchenschiffs wurde 1924 erneuert; dabei wurden die Ecktürmchen und die Balustrade des Kirchturms entfernt.

Den Zweiten Weltkrieg hat die Christuskirche weitgehend unbeschadet überstanden. Die Glasfenster strahlen heute noch in ihrem ursprünglichen Glanz; Farbaufnahmen sind auf der Internetseite der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. archiviert worden. Allerdings wurde der Kirchturm in der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1943 durch einen Blindgänger an drei Seiten beschädigt. Für die Behebung des Schadens berechnete der Dachdecker Peter Esser aus Königswinter für die Errichtung eines Gerüsts, 199 Stck. Dachschiefer und 270 Arbeitsstunden 727,07 Reichsmark.

1951 wurden vom Bochumer Verein drei neue Stahlglocken als Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken gegossen. Sie sind mit g – b – c auf den Grundton "g" der benachbarten Katholischen Remigiuskirche gestimmt und tragen die Inschriften „Ehre sei Gott in der Höhe“, „Friede auf Erden“ und „Den Menschen ein Wohlgefallen“. Die Glocken wurden im Lauf der Jahre von Rost befallen und 2019 durch fünf Glocken aus einer profanierten Kirche in Düsseldorf ersetzt. Ihre Inschriften lauten: „Er ist unser Friede“, „Selig sind die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“, „Gott ist Liebe“, „Jesus spricht: Kommt her zu mir alle“ und „O Land, Land, Land, höre des Herrn Worte“.

Am 29. September 1955 stürzte der Turmhelm der Kirche infolge eines Brandes trotz der Löschbemühungen der Feuerwehren von Königswinter und Bad Honnef ein. Ein Übergreifen des Feuers auf das Kirchenschiff konnte verhindert werden.

1976 wurde die Walckerorgel bei Erhaltung ihres Prospekts durch eine Orgel der Firma Gebrüder Oberlinger aus Windesheim bei Bad Kreuznach ersetzt, zwischen 1984 und 1986 durch die Firma Peter aus Köln vervollständigt und 2014 generalgereinigt.

Die Christuskirche ist als Denkmal geschützt; sie wurde am 13. Januar 1986 unter der Nummer A 50 in die Liste der Baudenkmäler in Königswinter aufgenommen.

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Informationen

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