Alte Kirche Oberkassel | Kurzdarstellung
Foto 1 oben | Alte Evangelische Kirche (Foto 2022)
In diesem Kurzbericht erfahren Sie Wissenswertes über die Alte Kirche in Oberkassel. Das Foto oben zeigt die Kirche im Jahre 2022
Foto 2 | Alte Evangelische Kirche (ältestes bekanntes Foto, vor 1900)
Die Kirche ist eine der ältesten evangelischen Kirchen im Rheinland. Nachdem die Gemeinde vorher ihre Versammlungen und Gottesdienste im Freien, in privaten Räumen und zeitweise auch unter erheblichen Auseinandersetzungen mit der Kirche St. Cäcilia abgehalten hatten, konnte man endlich eine eigene Kirche bauen.
Die Gemeinde Oberkassel reichte um 1700 von Bad Honnef über Beuel und Siegburg bis nach Spich (heute Ortsteil von Troisdorf). Oberkassel war Mutterkirche eines großen rechtsrheinischen Gebiets (und des Bonner Raums). Später entstanden dort dann eigenständige Gemeinden.
Foto 3 | Schlussstein über dem Hauptportal an der Zipperstraße
Der Schlussstein am Hauptportal an der Zipperstraße trägt das Datum 1683 und ein Zitat aus dem Lukas-Evangelium, Kapitel 21, Vers 33:
HIMMEL UND ERDEN WERDEN VERGEHEN ABER MEINE WORDT WERDEN MITNICHTEN VERGEHEN ANNO 1683.
Foto 4 | Inschrift über dem Nebenportal
Es handelt sich bei diesem Portal um eine Erneuerung, wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert. Das ursprüngliche Rundbogenportal dient heute als Durchgang zwischen Kirche und Nachbarhaus, in dem früher der evangelische Kindergarten untergebracht war. Im Durchgang über dem Nebenportal findet man eine Inschrift aus dem Brief des Paulus an die Kolosser: LASSET DAS WORT CHRISTI UNTER EUCH RICHLICH WOHNEN IN ALLER WEISHEIT.
Foto 5 | Posaunenengel auf der Spitze des Dachreiters
Die Kirche trägt einen kleinen Turm, einen sogenannten Dachreiter. Darin befand sich früher eine Glocke und eine Uhr (die man noch auf dem alten Foto 2 erkennen kann. Glocke und Uhr wurden nach Bau der neuen Kirche an eine ärmere Gemeinde im Hunsrück verschenkt. Herausragendes Element auf dem Dachreiter ist der goldene Posaunenengel. Selbst Menschen. die seit vielen Jahren in Oberkassel wohnen, wissen oft nicht, was die Spitze des Dachreiters der alten Kirche ziert. Man vermutet einen Hahn oder ein Kreuz,
Der Posaunenengel wird auch „Geusendaniel“ genannt. Er ist ein Symbol der Evangelisch-Reformierten Gemeinden. Geusen (vom französischen Wort gueux=Bettler) war ursprünglich ein Spott-, später der Ehrenname der reformierten Niederländer, die im 80-jährigen Krieg der Niederländer gegen die Spanier bis zum Westfälischen Frieden 1648 gegen die Spanier für ihre staatliche und Glaubensfreiheit unter den Fürsten von Oranien kämpften. Deren Einfluss führte zu den Gründungen reformierter Gemeinden am Niederrhein und im übrigen Rheinland, von denen bis heute einige den Posaunenengel auf den Spitzen ihrer Kirchen tragen.
Im Durchgang zum Nachbarhaus und an der Südseite der Kirche befinden sich einige Wandepitaphe, deren Inschriften aufgrund der Witterungseinflüsse nur noch eingeschränkt lesbar sind. Lediglich die Gedenktafel für Baronin Eleonora J.C. von Schwartzenau aus dem Jahre 1719 enthält noch gut erhaltene Teile der Inschrift.
Foto 7 | Innenraum Alte Kirche
Eines der Wandepitaphe wurde nach 1083 ins Innere der Kirche verlegt, es handelt sich um eine Marmortafel für Georgius von Cressener und seine Frau. Cressener war britischer Gesandter am kurkölnischen Hof.
Das Innere der Kirche ist gemäß reformierter Tradition recht einfach gestaltet. Von der reformierten Strenge abweichende Schmuckelemente findet man auf der Empore, deren marmorierte Säulen in vergoldeten Kapitellen enden.
Foto 8 | Symbolische Darstellung der Gemeinde ohne Kirche beim Gottesdienst im Wald
An der westlichen Seite der Kirche wurden zwei der ursprünglich einfachen Gitterfenster durch Motivfenster ersetzt. Diese Motivfenster sind 1966 gefertigt worden von Herma Gottfried. Eines davon enthält den Hinweis auf die Geschichte der Evangelischen Gemeinde Oberkassel. Der Glasmaler Hermann Gottfried, 1929-2015, war ein bekannter Glasmaler. Er schuf zahlreiche Kirchenfenster, u.a. im Straßburger Münster sowie in den Kirchen Groß St. Martin und St. Aposteln in Köln.
Kleine Zeittafel zur Geschichte der Alten Kirche
1683
Grundsteinlegung
1687
Stiftung einer Kirchenglocke
1689
Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges wird die Kirche durch Brandschatzung durch französische Soldaten im zerstört
1694
Wiederaufbau der Kirche
1716
Einbau einer Kirchenuhr
1746
Errichtung der Empore
Von 1801 bis 1831 war Johann Gottfried Kinkel Pfarrer, der Vater des berühmten Dichters, Demokraten und Kunsthistorikers Gottfried Kinkel, dessen Denkmal an der Königswinterer Straße gegenüber dem Lippeschen (eigentlich Meinertzhagenschen) Landhaus an ihn erinnert.
1835
Anschaffung einer Orgel
1890
Beginn der Planung für die Neue Kirche
1908
Einweihung der neuen Kirche an der Kinkelstraße
1914 - 1918
Während des 1. Weltkrieges wird die Kirche u.a. als Lesesaal für verwundete Soldaten genutzt
1945
Die alte Kirche wird durch eine Granate beschädigt
1963 - 1973
Restaurierung der alten Kirche
Seit 1973
Die alte Kirche wird für Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten, Konzerte und Veranstaltungen genutzt.
1983
Feier zum 300-jährigen Bestehe der Alten Kirche