Wer am vergangenen Sonntag (7.5.17) die Große evangelische Kirche in Bonn-Oberkassel besuchte, erlebte ein abwechslungsreiches Konzert des hiesigen Kammerorchesters. Die engagierte Kantorin Stefanie Dröscher hatte ein Programm zusammengestellt, das keine Wünsche offen ließ.
Welches semiprofessionelle Orchester kann schon an einem Abend mit solch interessanten Kompositionen des Barocks, einem Mozart-Konzert und einer großen Haydn-Sinfonie aufwarten?
Die Sonate des barocken Meisters A. Corelli zu Beginn präsentierten die vierzehn Streicher des Kammerorchesters bestens vorbereitet. Unter Leitung von Dieter Simonsen gelang dem Orchester vor über 160 Besuchern mit diesem Werk ein würdiger Auftakt.
Daß auch eine reine Querflöten-Besetzung reizvoll sein kann, erlebten die Zuhörer bei G. Ph. Telemanns „Concerto für 4 Flöten in D-Dur“. Immer wieder überrascht der Hamburger Komponist, dessen 250. Todestag die Musikwelt in diesem Jahr begeht, mit interessanten harmonischen Wendungen.
Nach diesem kammermusikalischen „Einschub“ der 4 Flötistinnen unter Leitung von Ulrike Sinapius präsentierte das durch Holz- und Blechbläser verstärkte Orchester zwei Werke der Wiener Klassik. Dabei zeigte das Orchester, daß es auch adäquater und einfühlsamer Partner eines Solistenensembles sein kann. Mit Mozarts „Konzert in C-Dur für Flöte, Harfe und Orchester“ wurde eine imposante Kombination präsentiert, die nur selten zu hören ist.
So verriet der Einsatz der Harfe, auf den die Besucher schon ungeduldig gewartet hatten, welche wunderbaren Klänge diesem Instrument zu entlocken sind.
Andrea Thieles Harfe und Ulrike Sinapius´ Flöte meisterten auch die Kadenzen der einzelnen Sätze souverän. Unter Dröschers präziser Leitung geriet das Mozart-Konzert sicher zum Höhepunkt des Abends.
Eine fulminante Haydn-Sinfonie, bei der neben den Streichern auch Hörner und Oboen erklangen, bildete den Abschluß des Konzerts. Das Werk zeigte, daß auch das Orchester selbst mit guten Solisten aufwarten kann. So glänzten Dieter Simonsen (Violine) und Kristian Hess (Violoncello) im zweiten Satz, Benjamin von Hagen (Fagott) im dritten Satz der Sinfonie.
Mit einer Zugabe von Arnold Schönberg betrat das Ensemble an diesem Abend stilistisches Neuland. Das spätromantische „Nottturno“ des späteren Zwölftonkomponisten zeigte die Vielfalt der Klangmöglichkeiten des Orchesters, in dem auch Hörner und Oboen zum Einsatz kamen.
So freuen sich die Besucher bereits auf die nächsten Konzerte in Bonn-Oberkassel, wo die Musik ja stets eine große Rolle spielt.